Der Selbstmörder

DER SELBSTMÖRDER

Russisches Theater-Studio "8+"

Komödie in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln

12.03., 8.4. und 9.4.2013 || 20:00 Uhr

Inszenierung: Olga Borissov

Tragikomödie in zwei Akten basierend auf dem Theaterstück
von Nikolai Erdman „DER SELBSTMÖRDER“

 
 

Nikolai Erdman verfasste sein Theaterstück „Der Selbstmörder“ im Jahr 1928. Die Handlung spielt sich in Moskau der 20er Jahre ab. Semjon Semjonowitsch Podsekaljnikow ist arbeitslos und lebt zusammen mit seiner Ehefrau und der Schwigermutter in einer Kommunalka (Gemeinschaftswohnung). Ein sinnloser Streit mit der Ehefrau führt zu Verwirrung und lässt die Familie und die Nachbarn im Glauben, dass Semjon sich erschießen möchte. Semjon Podsekaljnikow hört auf sein Umfeld und realisiert, dass der Selbstmord richtig wäre. Seine Ehefrau und der Nachbar Kalabuschkin versuchen ihn davon abzuhalten, gleichzeitig sehen andere großes Interesse und Nutzen in seinem Selbstmord. 

Die Erstaufführung des Stückes war für den Dezember 1931 geplant. Der Führende Theaterregisseur Stanislawsky schrieb persönlich an Stalin: „Nikolai Erdman ist es gelungen den Grund und die richtigen Übeltäter, die den Aufbau der Sowjetunion aufhalten, aufzudecken… „Der Selbstmörder“ gehört zu dem russischen Realismus und folgt der Tradition von Gogol und Schedrin.“ Stalin befand jedoch, dass das Theaterstück „inhaltsleer und schädigend“ sei.

Die Antwort von Stalin entschied das Schicksal des Theaterstücks. Am Tag der Generalprobe wurde es verboten. Seitdem wurde kein weiteres Theaterstück von Nikolai Erdman in der Sowjetunion veröffentlicht oder aufgeführt. Dieser Umstand bestand bis zu seinem Tode.

Das Theaterstück wurde erst 1969 in Deutschland publiziert. Die Uraufführung fand im gleichen Jahr in Göteborg, Schweden statt. Weitere Aufführungen in New York, Mailand, Berlin und Paris folgten.

Die erste Inszenierung auf einer russischen Bühne fand erst in den 80er Jahren statt.

Nikolai Erdman wurde in Moskau geboren, seine Eltern waren beide Baltisch-Deutschen Ursprungs. Im Jahre 1919 wurde Erdman in die Rote Armee eingezogen, jedoch bereits 1920 entlassen. Seine Liebe zu der Literatur und dem Theater entwickelte sich in den frühen 20er Jahren. Sein Bruder Boris (Bühnengestalter) führte ihn in die literarischen Kreise Moskaus ein. Erste Dichtungen und Prosa erschienen. Der damalige Stil des Autors war stark beeinflusst von Arbeiten von Gogol und Mayakovsky.

Im Jahr 1924 entstand das erste Theaterstück „Der Mandat“. Die Uraufführung fand im Jahr darauf statt und brachte dem jungen Autor viel Anerkennung. Ab dem Jahr 1927 widmete sich Nikolai Erdman auch dem Kino und verfasste mehrere Drehbücher. Im Laufe der Dreharbeiten (1933)  eines seiner Filme wurde Erdman verhaftet. Als Verhaftungsgründe wurden die zahlreichen politischen Gedichte angegeben, welche gegen das Regime gerichtet waren. Nach Urteilsverkündung verbannte man den Autor für drei Jahre ins Arbeitslager. Als Folge verbot man den Autor im ganzen Land komplett. 

Im Jahr 1936 kam der Autor frei und widmete sich ausschließlich dem Schreiben von Drehbüchern. Er war Mitverfasser des Drehbuches zum Film „Wolga-Wolga“. 1941 zeichnete man den Autor mit der Verdienstmedaille im Namen Stalins.

Nikolai Erdman verstarb am 10 August 1970 in Moskau.